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01.03.2017

Wie man sofort den ersten Schritt zu mehr Barrierefreiheit macht

5 Fragen, die Ihrem Unternehmen weiter helfen.

Copyright: Andi Weiland | Gesellschaftsbilder.de

Barrierefreiheit ist ein hoher Anspruch, denn das komplette Fehlen von Barrieren ist nur schwer umzusetzen. Dennoch stellt Barrierefreiheit eine Voraussetzung für Inklusion dar. Wir zeigen Ihnen heute, wie Sie sofort den ersten Schritt zu mehr Barrierefreiheit machen können.

Ein besonderer Abend

Stellen Sie sich vor heute ist ein ganz besonderer Tag. Sie haben Geburtstag oder es gibt einen anderen erfreulichen Anlass. Zur Feier des Tages wollen Sie lecker Essen gehen. Sie suchen im Internet nach einem neuen Restaurant in Ihrer Nähe und freuen sich schon sehr auf den Abend.  Im Restaurant angekommen lässt die Enttäuschung nicht lange auf sich warten! Sie sind Vegetarier und auf der Karte gibt es nur Fleischgerichte (falls Sie sich in diese Situation nur schwer hinein versetzen können: Sie sind Fleischesser und es gibt nur Salat!). Hungrig und unzufrieden gehen sie nach Hause. Dieses Restaurant werden Sie nie wieder besuchen und das teilen Sie auch allen ihren Freunden über Facebook mit. 

Was hat das mit Barrierefreiheit zu tun?

Genauso enttäuscht ist jemand, der auf Ihrer Homepage liest "Unser Gebäude ist barrierefrei" oder gar nichts zu Barrierefreiheit findet. Der Gast kommt z.B. im Rollstuhl, sieht sich aber mit drei Stufen am Eingang konfrontiert. Oder der blinde Herr kommt zwar ins Gebäude, wird aber am Eingang aufgrund seines Blindenführhundes abgewiesen.. 

Als Mensch mit Behinderung ist Vorbereitung alles!

Als Mensch mit Behinderung geht man sehr oft nicht einfach so ins Restaurant, sondern macht sich zuhause viele Gedanken und recheriert. Bei unserem Gedankenspiel reicht also nicht nur die Frage: „WO gehe ich essen?“ Sondern auch: Wie komme ich zum Restaurant? Ist das Restaurant mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen, finde ich den Weg von der Haltestelle ins Restaurant? Gibt es Behindertenparkplätze? Komme ich ins Gebäude? Brauche ich eine Begleitung? Kann ich mich z.B. als blinder Mensch allein im Gebäude zu Recht finden? Gibt es dort eine Behindertentoilette, die auch wirklich erreichbar ist? 


Service = Ehrliche Informationen

Unternehmen oder Orte wie Cafés oder Restaurants googlen gehört heutzutage zum Alltag. Daher sollten Sie auch gerade für Menschen mit Behinderung transparent darstellen, wie es um ihr Unternehmen bestellt ist. Sie haben keinen Aufzug – sagen sie das! Es gibt Stufen am Eingang? Wie viele und wie hoch? Haben Sie vielleicht eine mobile Rampe für den Eingang? An einer zentralen Stelle auf Ihrer Website sollten Sie schreiben, wie genau das Gebäude oder ihre Dienstleistung gestaltet ist. Diese Informationen im Vorfeld erleichtern Menschen mit Behinderung die Planung sehr! So kann man schon zuhause entscheiden, ob der Besuch möglich ist oder ob der Abend frustrierend endet bevor er beginnt, weil es am Eingang unüberwindbare Stufen für den E-Rollstuhl gibt. Das findet ein Rollstuhlfahrer lieber zuhause im Warmen heraus, als im strömenden Regen an der Tür.

Barrierefreiheit beginnt in den Köpfen... 

Der erste und wichtigste Schritt zu mehr Barrierefreiheit beginnt in Ihrem Kopf. Versetzen Sie sich in die Lage eines Menschen, der im Rollstuhl sitzt, der blind ist oder schlecht sieht, hörgeschädigt oder gehörlos ist. Versetzen Sie sich aber auch in die Situation von Menschen mit wenig Deutschkenntnissen oder der Familie mit Kinderwagen, und stellen Sie sich die nachfolgenden Fragen. Spielen Sie die Situationen für verschiedene Gruppen und Veranstaltungen durch: 

1. Wie kommt man zu uns?

Beschreiben Sie den Weg zu ihrem Gebäude so genau wie möglich. Wie kommt man mit Öffentlichen Verkehrsmitteln hin? Ist der Weg mit Rollstuhl machbar (z.B. steile Straßen, fehlende Bordsteinabsenkungen)? Kann man sich gut orientieren? Wie viele Behindertenparkplätze gibt es? Wo sind die auf dem Gelände?

2. Kommen unsere Besucher oder Gäste bei uns rein?

Wie ist der Eingang gestaltet? Gibt es Stufen? Gibt es eine Rampe? Gibt es eine Tür zum Aufziehen, die man nur öffnen kann, wenn man stark ist wie Arnold Schwarzenegger? Dürfen Assistenzhunde ins Gebäude?

3. Gibt es eine Behindertentoilette?

Ja! Das ist prima. Aber wo ist die? Und kommt man da auch wirklich hin? Keine kleine Schwelle übersehen? Wie groß ist die Toilette? Falls es keine gibt: Gibt es vielleicht eine andere Lösungen? Und wenn ja, wo?

4. Kommt man überall hin?

Sind alle Stockwerke erreichbar? Gibt es einen Aufzug? Welche Maße hat er? Findet man sich bei uns gut im Gebäude zu recht? Kann man sich orientieren?

5. Am wichtigsten: Wer kann helfen? Von zuhause aus und vor Ort?

Wen kann man anrufen, wenn man doch noch Fragen hat? Ist das bei uns Chefsache? Wer kennt "unseren Laden" am besten? Wer ist gut zu erreichen? Und vor Ort: Ist erkenntlich, wo man Hilfe bekommt? Sind unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sensibilisiert?

...und Barrierefreiheit braucht Kommunikation!

Wenn Sie für sich selbst oder gemeinsam im Team Antworten auf die Fragen gefunden haben, dann kommunizieren Sie diese an einer zentralen Stellen auf Ihrer Homepage. Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob Sie auf alles geachtet haben, fragen Sie Ihre Besucher oder Gäste (mit und ohne Behinderung) um Rat. 

Leider ist nicht jedes Gebäude barrierefrei. Deshalb ist es ganz wichtig: Sagen Sie deutlich, was nicht geht! Die Betroffenen können entsprechend der Art und Schwere ihrer jeweiligen Einschränkung entscheiden. Sie werden Ihre Transparenz zu schätzen wissen!

Zum guten Service gehört auch ganz offen zu sagen, was nicht möglich ist! Aber vielleicht haben Sie beim gemeinsamen Überlegen auch schon viele Ideen entwickelt, wie Ihr Unternehmen barriereärmer werden kann?

Was Sie sonst noch brauchen? Die technische Basis!

Natürlich sollte Ihre Homepage barrierefrei bedienbar sein und die Anfahrtsbeschreibung oder ein Raumplan als barrierefreies PDF heruntergeladen werden können. Worauf Sie dabei achten müssen, erfahren Sie bei unserem <link>Fachtag "Fit für Inklusion" - Erste Schritte zu mehr Barrierefreiheit am 23. März 2017.